ALLES UNTER KONTROLLE: FREIHEIT VERSUS SICHERHEIT?
GBW
Es gab einmal eine Zeit, da war es ein Kapitalverbrechen einen Brief zu öffnen, der an jemanden anderen gerichtet war. Das Briefgeheimnis existiert immer noch – aber auch Millionen Arten, es zu umgehen. Die meisten Informationen werden heutzutage online versandt – und sind damit, egal was der Provider verspricht, für so ziemlich jeden auslesbar, der sich nur intensiv genug für sie interessiert. Aber nicht nur unsere Kommunikation ist mittlerweile „gläsern“. Fast alle tragen wir unsere mobilen Ortungsgeräte bei uns – und wenn wir das Handy mal nicht mithaben, dann findet man uns sicher schnell über eine der zahllosen Überwachungskameras. Auch wo, was und wann wir einkaufen, ist erfasst, ebenso unsere Geldflüsse, unser Mobilitätsverhalten und unsere Gesundheitsdaten. Bei der Erstellung eines möglichst detaillierten Persönlichkeitsprofils machen wir auch noch bereitwillig mit: Kundenkarten dokumentieren unsere Konsumvorlieben, und das, was immer noch nicht automatisch erfasst wird, veröffentlichen wir via Social Media.
Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten?
Der neue Film von Werner Boote ("Plastic Planet") beweist das Gegenteil. Wir alle produzieren ab dem Zeitpunkt unserer Geburt Daten und werden damit zur Ware, jede Aktion hinterlässt einen Datenabdruck und macht uns kontrollierbar: Persönliche Daten sind längst Teil eines kommerziellen und politischen Modells geworden. "Mehr Sicherheit" und "Kampf gegen den Terror" dienen als Rechtfertigung für die totale Vernetzung aller persönlichen Daten und den massiven Ausbau moderner Überwachungstechnologie.
Wer die Daten hat, hat die Macht
Was diese umfassende Kontrolle, der sich ein Großteil der Bevölkerung freiwillig und unreflektiert unterwirft, für uns als Individuen und als Gesellschaft bedeutet, diskutierte ein interessiertes Publikum mit Regisseur Werner Boote, der seinen jüngsten Film auf Einladung der Grünen Bildungswerkstatt und der Grünen Wirtschaft Burgenland in Oberwart präsentierte. Grünen-Abgeordneter Wolfgang Spitzmüller (ehemals Safer-Internet-Trainer) forderte abschließend dazu auf, selbst die Kontrolle zu behalten und viel sorgfältiger bei der Herausgabe der eigenen Daten zu sein. Denn: „Wer die Daten hat, hat die Macht – und jede Information, die wir von uns im Internet preisgeben, bleibt für immer abrufbar!"
Wie kann ich mich schützen: Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung
Werner Boote finden Sie auf Facebook, Twitter, Instagram, SnapChat und anderen Plattformen. ABER: Werner Boote hat keine Kreditkarte mehr, verwendet keine Bankomatkarte, kauft weder bei Amazon noch sonst irgendwo online ein. Er blockiert das Zugriffsrecht auf seine Handy-Kontakte für Apps. Er liest die kilometerlangen Nutzungsbestimmung (EULA) & AGBs durch, weil er jetzt weiß, dass Daten weiterverwendet und verkauft werden. Während der Recherchen und den Dreharbeiten zu diesem Film hat sich sein Umgang mit den eigenen Daten drastisch verändert.
Mehr lesen: www.wernerboote.com/cms/wernerboote/index.php?idcatside=48
Zum Film: www.allesunterkontrolle.at